Digitalisierung am POS

  • Als Megatrend ist Digitalisierung am POS bereits jetzt omnipräsent.

  • Damit Handelsketten nicht verstärkt Marktanteile an Onlineanbieter im FMCG-Bereich verlieren, müssen sie diesen Trend aufgreifen.

  • Händler und Hersteller, die dabei die Vorteile der analogen und der digitalen Welt kombinieren, werden die besten Chancen am Markt haben.

Auf dem Sofa liegen und mit dem Tablet den digitalen Einkaufswagen füllen. Zwei Stunden später kann man dann die gepackten Einkaufstüten im Laden abholen. Oder einfach am nächsten Tag liefern lassen. Immer mehr Menschen erledigen ihre Wocheneinkäufe auf diese Weise.

Im Jahr 2020 lag der Online-Verkaufsanteil von FMCG in Deutschland bei 2,5 %. Das Wachstum der letzten Jahre geht steil nach oben: Von 2018 bis 2021 hat sich der Umsatz mit Lebensmitteln im Online-Handel in Deutschland verdreifacht. Damit liegt er aber noch hinter anderen europäischen Ländern wie dem Vereinten Königreich mit einem Anteil von 7,6 % und Frankreich mit 6,2 %. Noch viel mehr Luft nach oben zeigt sich im globalen Vergleich: In Südkorea werden 20,3 % der Umsätze mit FMCG online gemacht, in China immerhin 15,2 %. Wie weit sich der deutsche Handel an diese Zahlen annähern wird, ist noch offen. Sicher ist, dass innerhalb des deutschen E-Commerce FMCG der am schnellsten wachsende Sektor ist.

Warum sollten potenzielle Kunden zukünftig den stationären Einzelhandel noch aufsuchen? Warum sich anderen Menschen, den Warteschlangen, dem Stress aussetzen, wenn online ein breiteres Angebot, Preistransparenz, Kundenrezensionen und andere Annehmlichkeiten locken?

Ob und welche Antworten der klassische Handel auf diese Fragen findet, wird über den Erfolg vieler FMCG-Unternehmen entscheiden. Einige große Ketten, aber auch kleine Start Ups zeichnen schon jetzt ein Bild davon, wie die Zukunft aussehen könnte. Was genau tun diese bereits und welche Digitalisierungstrends erwartet der Einzelhandel?

Überblick: Der deutsche FMCG-Markt wird digitaler.

Die Europäer und besonders die Deutschen suchen den stationären Einzelhandel nach wie vor gerne auf. Das hat verschiedene Gründe: In Deutschland ist das Netz an Einkaufsmöglichkeiten für FMCG dicht, die Preise der Discounter sind unschlagbar und die Kunden sind es gewohnt, FMCG-Einkäufe spontan zu tätigen. Außerdem schätzen sie die Möglichkeit, sich von der Frische der Waren überzeugen zu können.

Gleichzeitig steigt bei Kunden und Mitarbeitern die Akzeptanz für den Einsatz von digitaler Technik. Und sie gewöhnen sich an die Annehmlichkeiten, die diese mit sich bringt.

Einige dieser Techniken sind schon so etabliert, dass sie als normal wahrgenommen werden. So beispielsweise die Möglichkeit zur kontaktlosen Bezahlung per Girocard, die digitale Warenwirtschaft und der Scanvorgang an der Kasse.

Andere sind immer häufiger zu sehen: Social Media Auftritte von Einzelhändlern und den großen Handelsketten, Bildschirme in Schaufenstern, Kassen zum Selberscannen, QR-Codes auf Produktverpackungen und viele mehr.

Ein Blick auf die Details der Entwicklungen soll Aufschluss geben, was in Zukunft “normal“ sein könnte.

Frische Lebensmittel online bestellen – Lebensmittelketten und Kochboxen

Noch machen online bestellte Lebensmittel in Deutschland nur rund 2 % des gesamten Umsatzes mit Lebensmitteln aus. Doch alle Zeichen deuten auf Wachstum in diesem Bereich. Denn Deutschland liegt im europäischen Vergleich noch deutlich zurück: In Frankreich sind es rund 11 %, in  Großbritannien fast 14 %. In Deutschland gibt es also noch viel Luft nach oben. Dass an dieser Stelle Bedarf besteht, der von den etablierten Händlern nicht gedeckt wird, zeigt sich auch daran, dass immer mehr Onlinelieferdienste wie Gorillas, Flink oder Picnic auf den Markt drängen.

Als einzige große Kette in Deutschland erweitert die Rewe Group seit Jahren ihren digitalen Vertrieb für FMCG. Unter den etablierten Händlern bietet Rewe allein einen online Liefer- und Abholservice an, der frische Lebensmittel einschließt. Und während Aldi, Edeka und Co. nach wie vor keine erkennbaren Bestrebungen in Richtung Onlinehandel für schnelldrehende Artikel zeigen, professionalisiert Rewe seinen Onlinehandel weiter. 2018 eröffnete Rewe das „Food Fulfillment Center 2.0“ – ein teilautomatisiertes Logistikzentrum zur Kommissionierung der Onlinebestellung von Lebensmitteln. Im Vergleich zur manuellen Abfertigung von Bestellungen sei die Kommissionierleistung durch die Technologie und Prozessoptimierung signifikant gestiegen, so der Leiter des Centers.

Das Center wird nicht das einzige bleiben. Denn der Einzelhandel gerät zunehmend unter Druck, weil Onlinehändler und insbesondere der Riese Amazon in den Lebensmittelmarkt drängen. So hat Amazon seinen Bruttoumsatz mit Lebensmitteln in Europa von 2018 bis 2020 um 21 % gesteigert.

Mit der kompletten Palette an FMCG in den Onlinehandel einzusteigen, stellt für den Handel eine große Hürde dar. Doch wenn der stationäre Einzelhandel seinen Marktanteil sichern will, dann muss er seine Vorteile verstärkt ausspielen. So wie Rewe beispielsweise ermöglicht, die Onlineeinkäufe vorgepackt in der Filiale abzuholen, wo sie mit allen Sinnen überprüft und vergessene Artikel noch zusätzlich eingekauft werden können.

Kochboxen, wie sie von HelloFresh bekannt sind, können ein sinnvoller Einstieg sein. Sie lassen sich deutlich effizienter vertreiben als ein komplettes FMCG-Sortiment und sind erfolgversprechend: Die Kunden wissen die Mischung aus Einfachheit beim Einkauf und Spaß beim Zubereiten der Gerichte zu schätzen. Durch den Vertrieb von Kochboxen entsteht außerdem ein engerer Kundenkontakt, der hochwertige Daten über das Einkaufsverhalten der Kunden liefert. Diese können später auch als Grundlage für den Vertrieb einer breiteren Auswahl von FMCG genutzt werden. Wie attraktiv das Modell ist, zeigen die Versuche von LIDL und ALDI SÜD, Kochboxen zu etablieren. Allerdings sind die Discounter-Boxen im ersten Versuch gescheitert und wurden schnell wieder eingestellt.

Im Gegensatz zu den Händlern, die vor großen Herausforderungen stehen, bietet der digitale Vertrieb Herstellern, die auf die Kraft ihrer Marke setzen können, neue Chancen. Die Studie von EEC Köln und Publicis Commerce Germany zum Thema D2C (Direct 2 Consumer) hat sich ausführlich damit beschäftigt und das große Potenzial festgestellt. Ein eigener Onlineshop stellt heute keine große Hürde mehr da. Er ermöglicht es Herstellern, direkt an die Endkunden zu verkaufen. Markenhersteller wie Dr. Oetker, Ritter Sport oder Haribo haben diese Möglichkeiten bereits erkannt und eigene digitale Markenshops aufgebaut. In diesen Webshops können Konsumenten Produkte aus dem gesamten Sortiment bestellen – so eine Sortimentstiefe bietet der Supermarkt selten. Für den Hersteller bringt das außerdem die Möglichkeit, Kundendaten aufzubauen und enger mit dem Konsumenten in Austausch zu treten. Die berühmten Limited Editions, wie die nur im Onlineshop von Ritter Sport erhältliche und im Austausch mit der Community entstandene Sorte ‚Einhorn‘, sind ein hervorragendes Beispiel.

Mobile Payment als Form des kontaktlosen Bezahlens

Die Frage nach bequemen und sicheren Bezahlmethoden ist in den letzten Jahren stark in den Fokus geraten. Kontaktloses Bezahlen per Karte hat sich durch die Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie inzwischen etabliert.

Doch es geht noch einfacher: Ein Smartphone oder eine Smartwatch haben die meisten Menschen sowieso immer bei sich. Mit Google Pay und Apple Pay wurden neue, bequeme Möglichkeiten eingeführt, seine Einkäufe zu begleichen. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie bezahlen bereits 39% der Menschen, die gern kontaktlos zahlen, per digitalem Gerät. Sie wissen die Bequemlichkeit zu schätzen. Auch mögen sie die Sicherheit des Bezahlens per smartem Gerät, da diese erst mit biometrischen Daten oder einem Passwort entsperrt werden müssen, bevor eine Transaktion stattfinden kann.

Kunden erwarten zunehmend von Unternehmen, dass sie ihnen digitale Bezahlmöglichkeiten anbieten. Hier gilt es dringend nachzurüsten, wenn noch nicht geschehen. Und auch in Zukunft sollten Händler die Augen für neue Bezahl-Trends offenhalten, um den Anschluss nicht zu verlieren. Beispielsweise könnten Self-Checkouts und Self-Scanning den Bezahlvorgang noch einmal revolutionieren.

Self-Checkouts und Self-Scanning: Kassenlose Supermärkte

Kunden stören sich im LEH nicht selten an langen Wartezeiten an der Kasse. Sie wünschen hier zunehmend den Komfort, den ihnen der E-Commerce bietet. Darum werden Self-Checkout-Kassen und Self-Scanning-Möglichkeiten in Deutschland immer beliebter. Von 2019 bis 2021 hat sich die Zahl der Geschäfte mit Möglichkeiten zum Self-Checkout fast verdoppelt, zum Self-Scanning sogar verzehnfacht.

Entsprechend finden sich einzelne Self-Checkout-Systeme bereits auch bei den großen Lebensmittelketten Rewe, Kaufland und Edeka.

Erste Märkte kommen theoretisch schon gänzlich ohne Kassierer und Scannen der Produkte aus. Bei Rewe Pick&Go beispielsweise muss sich der Kunde lediglich per App im Laden anmelden, kann dann einpacken, was er braucht und das Geschäft wieder verlassen. Kameras und Software registrieren seine Einkäufe und buchen automatisch den Betrag von seinem Konto ab.

Beim Self-Scanning wird vom Kunden mehr Aktivität gefordert: Bei Rewe Scan&Co nimmt der Kunde das Barcode-Lesegerät noch selbst in die Hand und scannt seine Produkte.

Es gibt aber auch Einkaufswagen wie den EASY Shopper von Edeka, bei denen der Scanner im Wagen integriert ist und dort die Produkte erfasst.

Unabhängig von der einzelnen Lösung: Kassenlose Systeme sparen Zeit und sind bei den Kunden beliebt. Sie werden in Zukunft häufiger zum Bild im LEH gehören, denn sie vereinen die direkte sinnliche Erfahrung des analogen Einkaufs mit einigen Bequemlichkeiten und der Zeitersparnis wie bei Einkäufen im Netz.

Mobile Couponing

Mit dem Einzug des Smartphones ins Couponing gehört das Ausschneiden, Sammeln und Sortieren von Coupons einer aufwändigen Vergangenheit an. In entsprechenden Mobile Couponing Apps werden dem Kunden nur die aktuell gültigen Coupons angezeigt. Weil das Smartphone bei den meisten Einkäufern immer dabei ist, wird auch kein nützlicher Coupon mehr zuhause vergessen. Mit wenigen Klicks können Kunden von den mobilen Coupons zur Bezahlfunktion ihres Smartphones wechseln – oder sie werden automatisch. In Kombination helfen diese beiden Funktionen also das Einkaufen zu einem bequemeren Erlebnis zu machen. Lidl hat dies erkannt und in seiner App Coupons und das eigene Bezahlsystem Lidl Pay bereits integriert. Der Vorteil für den Handelsriesen: Jede Menge Kundendaten wie eine bessere Erfassung der Warenkörbe sowie eine schnellere Erfolgsmessung von Aktionen. Auch Händler wie Rewe und Penny bieten eigene Apps an, die das Mobile Couponing ermöglichen und damit in ihre Läden locken. Und natürlich setzen die beiden großen Loyalty-Programme Payback und DeutschlandCard auf Mobile Coupons in ihren Apps, um die Absätze ihrer teilnehmenden Händler anzukurbeln.

Mobile Couponing gibt es aber auch unabhängig, beispielsweise über die App Coupies. Große Marken wie NIVEA und Seeberger nutzen diese Möglichkeit bereits. Coupons werden dem Kunden hier erst nach dem Kauf gutgeschrieben, da zunächst die Kassenbons mit der App fotografiert und hochgeladen werden müssen. Der Coupon-Wert wird dann per PayPal oder auf das Bankkonto des Kunden überwiesen. Vorteil dieser unabhängigen Lösung für den Hersteller: Er kann auf ein bestehendes System aufsetzen und ohne aufwändige Verträge und Vorbereitung mit dem Handel Couponing als Instrument zur Absatzförderung einsetzen. Besonders attraktiv ist das vor allem auch für kleine Marken und Food-Startups wie Nomoo.

Digitale Werbung

Traditionell informierte sich der deutsche Verbraucher vor dem Einkauf aus Werbeprospekten, die mit Anzeigenblättern oder der Tageszeitung im Briefkasten landeten. Aber, die Zeiten ändern sich. Rund jeder Vierte möchten inzwischen keine Werbeprospekte mehr in seinem Briefkasten haben. Laut Marketingmonitor 2017-2020 des EHI Retail Instituts sinkt die Reichweite für Printmedien kontinuierlich. Steigende Produktions- und Vertriebskosten veranlassen Händler, zunehmend auf digitale Prospekte zu setzen. Beispielsweise hat das Unternehmen Alnatura bereits 2018 die Werbung per Handzettel eingestellt und verbreitet seine Angebote per Newsletter. Andere Unternehmen haben sowohl Papier- als auch digitale Prospekte, wie beispielsweise Lidl und Netto. Die Loyalty-Programme Payback und DeutschlandCard bieten inzwischen den Vertrieb digitaler Prospekte. Daneben bietet bonial mit seinen Plattformen kaufda und MeinProspekt die Verbreitung digitaler Prospekte, auch für lokale Einzelhändler.

Es ist also notwendig neue Wege für den Kontakt mit dem Verbraucher zu suchen. Die Werbung verlagert sich dorthin, wo sich die Menschen immer länger aufhalten, also ins Internet. Doch wie wirkungsvoll ist Werbung, die online für ein Produkt wirbt, das offline im Ladengeschäft erworben werden soll? Lange gab es für den deutschen Markt keine stichhaltigen Insights. Eine Pilotstudie von Edeka und Storck lässt nun hoffen:

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass mit Google-Display und Videoanzeigen in Youtube-Videos schnell und effizient eine große Reichweite aufgebaut werden kann. Die getestete Kampagne erreichte im Studienzeitraum 53 % der Gesamtbevölkerung der beobachteten Region – und das, obwohl die Kampagnen gar nicht für die gesamte Region geschaltet wurde!

Aber das Entscheidende: Auch die Umsätze waren in den Testwochen höher als erwartet. Es bleiben an der Stelle jedoch weitere Studien abzuwarten, um das Ergebnis zu sichern. Dennoch hinterlässt die Pilotstudie eine Gewissheit: Digitale Werbung erreicht viele Menschen und kann die Printwerbung ergänzen, die immer weniger Konsumenten erhalten – und vielleicht eines Tages ablösen.

Instant Purchasing

Doch Unternehmen können mehr als nur digitale Anzeigen schalten.

Wie FMCG-Marken Social Media gut nutzen können, zeigt beispielsweise der Smoothie-Hersteller TrueFruits auf Instagram:

Jede Marketing-Abteilung von Händlern und Herstellern tüftelt derweil an Ansätzen, damit kreative Kampagnen wie diese nicht bloß Reichweite, Bindung und Bekanntheit bringen, sondern auch direkten Umsatz. Instant Purchasing macht‘s möglich: Mit einem Klick können Kunden vom Post zur Produktdetailseite eines Onlineshops gelangen. Die Relevanz ist hoch: 83 % der 25 bis 39-Jährigen sind mehrmals wöchentlich auf mindestens einer der gängigen sozialen Plattformen zu finden. Wenn ihnen ermöglicht wird, direkt vom Social Media Post zum entsprechenden Produkt zu gelangen, sparen sie sich den Weg über die Suchfunktion ihres Browsers. Sie müssen nicht erst die Social Media App verlassen, sich den Namen des Produkts merken und den Onlineshop im Web finden – oder gar einen Eintrag im Einkaufszettel machen. Kurze Wege sind da viel angenehmer und fördern Impulskäufe – was für den stationäre Handel gilt, gilt auch online. Noch ist Instant Purchasing auf dem FMCG-Markt eher ein Exot. Hier ist noch viel Potenzial für Hersteller und Händler, zumal der digitale Vertrieb wie beschrieben meist noch in den Kinderschuhen steckt.

Digital Signage

Wiederum gar nicht mehr so exotisch ist Digital Signage im Bereich der FMCG.

Am POS konkurrieren überwiegend homogene Produkte um die Aufmerksamkeit der Kunden. Reine Werbeschleifen helfen dem Kunden nicht, sich zurechtzufinden und werden bestenfalls ausgeblendet. Schlimmstenfalls lenkt das Grundrauschen ab und verzögert oder verhindert eine Kaufentscheidung.

Wie können Kunden also zielgerichtet mit Werbeinhalten erreicht werden? Mit einem unterhaltsamen Content-Mix. Digital Signage erscheint da als perfektes Medium und bietet viele Möglichkeiten für den Einsatz. Zum Beispiel um saisonale Stimmung zu erzeugen oder Sonderangebote auszuspielen. Und in der nächsten Entwicklungsstufe mit Touchscreen, Kamera, Mikrophon und KI, um fesselnde 1-zu-1 Interaktionen mit dem Kunden zu initiieren – Digital Signage kann in vielen Szenarien glänzen. Dabei können Inhalte dynamisch an Tageszeit, Ort, Zielgruppe und sogar individuell an den jeweiligen Menschen, der vor dem Display steht, angepasst werden. Bestenfalls werden Digital Signage Lösungen nicht isoliert eingesetzt, sondern als Gesamtkonzept in das Geschäft integriert. Noch beschränkt sich das auf den Einzelhandel mit höherwertigen Produkten. Aber mit sinkenden Preisen wird der Einsatz auch im Lebensmitteleinzelhandel wahrscheinlicher. Erste Beispiele sind bereits vielversprechend und zeigen verschiedene Funktionen auf:

Kiosksysteme:
Sie können zum Beispiel Bestellungen entgegennehmen und Prozesse vollautomatisieren. So können auch so genannte Kleinstshopformate umgesetzt werden.

In Südkorea hat das Unternehmen Tesco bereits 2012 einen ersten virtuellen Kiosk an einer U-Bahnstationen der Hauptstadt eingerichtet. Displays zeigen eine Auswahl an Lebensmitteln, die, mit einem Barcode ausgestattet, mit dem Handy gescannt und bestellt werden können. Wer früh auf dem Weg zur Arbeit einkauft, kann seine Bestellung bereits am Abend entgegennehmen. Die Handelskette Homeplus hat dieses Konzept auch als Aufsteller in Kleinflächen getestet.

Ersetzen von Verpackungsinformationen:
Wo kein Platz mehr auf der Packung ist, vielleicht, weil aus Umweltschutzgründen auf die Verpackung verzichtet wurde, können digitale Anzeigen die Information übernehmen.

Edeka Minden-Hannover hat beispielsweise ein Spirituosen-Regal mit einem interaktiven Display ausgestattet, dass Informationen zu den angebotenen Spirituosen liefert.

Unterstützung des Ambiente:
Displays können mit passenden Farben, Bildern, Animationen und Videos bespielt werden, um die Stimmung an Aktionswochen, Jahreszeiten und dergleichen aufzugreifen und zu verstärken.

Verkaufsunterstützung:
Bereits üblich sind Verkaufshilfen in Form von Informationsterminals, die dem Kunden die von ihm gewünschten Informationen bezüglich eines Produkts, dessen Verfügbarkeit, Standort usw. geben. Ausgestattet mit Sensoren können Displays jedoch auch erkennen, welches Produkt ein Kunde in der Nähe gerade in die Hand nimmt und passende Informationen liefern. Kameras geben Displays die Möglichkeit, auch auf den Kunden selbst einzugehen. Das Display erfasst mit der Kamera einen oder mehrere Kunden in der Nähe und spielt entsprechend der Alters- und Geschlechterstruktur bestimmte Inhalte aus, so kommt Smart Targeting aus dem Netz auch im stationären Handel zum Einsatz.

Zwar ist Digital Signage im Bereich der FMCG nicht neu – aber hier besteht noch viel Potenzial für Händler, kreativ zu werden. Gerade im Bereich der Verkaufsunterstützung ist aktuell in den Geschäften nicht viel von Digital Signage zu sehen.

Eine besonders innovative Variante der digitalen Verkaufsförderung stellt die Conent Bowl Auma 360°  dar. Sie kombiniert Bewegtbild mit Sound und Gerüchen und ermöglicht damit die besonders wirkungsvolle Ansprache mehrerer Sinneskanäle zur selben Zeit. Wir dürfen gespannt sein, was da noch kommt. Der Einsatz von innovativer Technik weckt Hoffnung auf spannende Erlebnisse am POS.

QR-Codes

QR-Codes sind schon häufig totgesagt worden, aber durch die Pandemie endgültig etabliert im FMCG-Markt.

Sie können die Brücke zwischen der analogen und digitalen Welt am POS schlagen: Analog gedruckt wird der QR-Code mit der Handykamera gelesen und digitale Inhalte wie Informationen, Websites, Apps, Bezahlverfahren und andere sind sofort abrufbar. Weil das Smartphone sowieso dabei ist und keine komplizierten URLs in den Browser getippt werden müssen, senken die QR-Codes die Schwelle zur Interaktion.

Verwendung finden QR-Codes beispielsweise, um zusätzliche Informationen zur Anwendung eines Produkts zu geben.

Wachsender Beliebtheit freuen sich auch QR-Codes, mit deren Hilfe sich der Herstellungs- und/oder Transportweg einer einzelnen Ware exakt nachverfolgen lässt. Dazu kommt dann oft zusätzlich eine Blockchain-Technologie zum Einsatz, wie bei Bionade Holunder.

Manchmal sparen die QR-Codes aber auch einfach nur umständliche Tipparbeit, wie beispielsweise bei diesem kryptischen Gewinncode von REWE, der entweder in die zuvor schon händisch eingegebene URL getippt werden muss. Oder ganz einfach per Handyscan vom QR-Code übermittelt wird.

Und nicht zuletzt bilden QR-Codes häufig auch den Startpunkt für AR- und VR-Anwendungen.

AR- und VR-Anwendungen

Mithilfe von AR- und VR-Anwendungen am POS können (teil-)künstliche Realitäten den Verkaufsraum beleben und ein immersives Einkaufserlebnis ermöglichen. Häufig gilt es einen QR-Code zu scannen, damit die virtuelle Welt entsteht. Zu sehen beispielsweise auf dem Pizzakarton der Gustavo Gusto Limited Edition Pizza „Vier Käse für ein Halleluja“. Der Scan des QR-Codes bewirkt das Starten eines Spiels, dessen digitales Spielfeld der Pizzakarton selbst ist.

Schaffen die virtuellen Anwendungen es, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten, erhöhen sie das Engagement und unterstützen sowohl die Kundenbindung, als auch den kurzfristigen Abverkauf. Der Mehrwert entsteht, wenn die AR- oder VR-Anwendung eine konkrete Frage klärt oder Unterhaltung bietet. So könnte eine AR-Anwendung das passende Rezept zu einem Rohprodukt zeigen oder eine Geschichte erzählen, die auf spannende Weise Hintergrundwissen vermittelt, wie zum Beispiel bei Jack Daniels‘s virtuellem Distillery-Rundgang.

Wie alle der vorgestellten digitalen Techniken am POS ist auch AR und VR noch lang nicht ausgereizt.

Prototypen innovativer Apps zeigen, womit Unternehmen in der Zukunft beim Kunden punkten könnten. So verschmelzen auf dem Handydisplay Preis- und Angebotsinformationen mit der Ladenfläche.

Womöglich werden die Kunden der Zukunft auch per AR oder VR durch den Laden und die Produkte gelotst. Virtuelle Verkaufsassistenten bieten ihnen dann genau die Informationen, die sie wünschen.

Wohin geht die Reise?

Unser Ausflug in die Digitalisierung des Handels zeigt, dass bereits jetzt viele Möglichkeiten bestehen und genutzt werden, um die Vorteile der Digitalisierung in den Verkauf aufzunehmen.

Auf die Frage, wie Unternehmen auf die zunehmende Digitalisierung des Handels reagieren können, kann die Antwort nicht immer und ausschließlich der Onlineshop sein. Die Menschen schätzen nach wie vor die Möglichkeit, Waren mit allen Sinnen zu prüfen, ehe sie sie kaufen.

Doch um nicht eines Tages in der Kundenabwägung zwischen den Vor- und Nachteilen des Onlinekaufs zu verlieren, muss der klassische Handel Wege finden, digitalen und analogen Verkauf anzunähern oder zu verzahnen. Das kann gelingen, wenn die Vorzüge beider Wege verbunden werden.

Zu sehen ist dieses Bemühen beispielsweise bei den Self-Scanning- und Self-Checkout-Systemen. Kunden soll hier Zeit gespart werden, so wie sie es vom Onlinehandel kennen, wo Waren nicht erst mühselig den Umweg über das Kassenband nehmen.

Eine Annäherung ist aber auch von der anderen Seite möglich: Traditionell stationäre Handelsketten können mit Nischen den Onlinevertrieb testen und ausbauen, wie beispielsweise mit dem Verkauf von Kochboxen.

Gewinner werden vor allem die Händler und Hersteller sein, die digital integriert denken und bestrebt sind, den Kunden das Beste aus beiden Welten zugänglich zu machen. Und wenn die Studie der IFH Köln Recht behält und bis 2030 jeder zehnte Euro im Lebensmittelhandel online ausgegeben wird, wird sich zeigen, welche Händler und Hersteller die Entwicklung rechtzeitig aufgegriffen und für sich genutzt haben.


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