Alles total real? – Wie Augmented und Virtual Reality den POS der Zukunft verändern können

  • Durch AR-Systeme lassen sich Produkte platzsparend in Handelsgeschäfte integrieren.

  • Zudem sorgt die virtuelle Erweiterung der Realität für eine einzigartige Costumer Experience.

  • Die Systeme bieten unendliche Möglichkeiten Marketingmaßnahmen auszuleben, ob in ooh-Format oder am leh. alles ist denkbar. in Zukunft werden dem Kunden diese Systeme wohl öfter begegnen.

Eine Brille oder ein Tablet. Mehr braucht es nicht, um den Kunden in eine POS-Welt (schier) unbegrenzter Möglichkeiten zu entführen. Daher erweitern immer mehr Händler ihren POS mit Augmented oder Virtual Reality-Technologien. Ob privat, im Büro oder im Handel – das Erlebnis steht im Mittelpunkt: Brille auf, POS neu erleben!

Erweiterter POS – Unendliche Möglichkeiten

Doch was ist das eigentlich? Augmented Reality (AR) steht für erweiterte Realität und beschreibt die digitale Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Vor allem Einrichtungshäuser stellen bei der Raumplanung schon lange das individuelle Produkt digital dar – AR macht das ganze realistischer und erlebbar.

Übrigens: Um am POS in virtuelle Welten einzutauchen, braucht es nicht immer gleich eine VR-Brille. Schon das Smartphone kann eine Vielzahl an Betrachtungsweisen ermöglichen. Aber warum sollte man eigentlich eine Realität vortäuschen, statt sich um die echte zu kümmern? Sich verändernde Umstände am POS zeigen warum! Mehr Ware und höhere Ladenmieten beispielsweise führen zu hohen Kosten für Anbieter. Mit den neuen Technologien lassen sich die Produkte nicht nur platzsparend – und das obwohl quasi immer alle Produkte auf der „Verkaufsfläche“ sichtbar sind – sondern auch innovativer präsentieren. AR-/VR-Systeme ermöglichen es, Produkte „vorstellbarer“ zu visualisieren.

Ein Beispiel für eine AR Lösung im Handel liefert uns IKEA bereits 2013. Mit der Veröffentlichung des Katalogs wird ebenfalls eine AR-APP geliefert. Sobald diese auf Smartphone oder Tablet installiert ist, befindet sich der Shopping-Katalog digital auf dem Endgerät der Kunden. Ca 100 Möbelstücke konnten digital in die Wohnzimmer der Kunden transportiert werden. Bei Auswahl des Möbelstücks über die AR-Anwendung wird das ausgesuchte Stück auf dem Display abgebildet, gleichzeitig aktiviert sich die Kamera, die den Raum filmt – so können Kunden die Produkte in ihren eigenen vier Wänden erleben. Tolles Shopping-Erlebnis!

 

Out of home Werbung mal anders! Welche Schuhe soll ich nur kaufen?

Auch in der Modebranche bieten AR-Konzepte viele Vorteile. Kleidung müssen wir einfach an uns sehen, um uns für einen Artikel zu entscheiden. Nicht zuletzt ein Grund für hohe Retour-Quoten im Online Segment. Augmented Reality bietet Fashion-Brands die Möglichkeit, dass der Kunde sich mit dem Kleidungsstück sieht, ohne es tatsächlich zu tragen. Ein Beispiel im Handel liefert Schuhhaus Görtz, das für die Kampagne „Virtual Shoe Fitting“ Digital Signage mit AR-Systemen an öffentliche, hoch frequentierte Plätze platzierte. Passanten konnten Schuhe anprobieren, ohne sie zu tragen. Gekoppelt mit Social Media Aktionen ist das ein wirklich gelungenes und simples Anwendungsbeispiel mit hoher Stopping-Power, das Interessenten direkt an den POS zieht.

 

Eine Brille für den Blick in die Zukunft

In den letzten Jahren hat sich jedoch auch eine weitere realitätserweiternde Technologie stark entwickelt. Die Rede ist von Virtual-Reality-Brillen (VR). Sie lassen die virtuelle Erfahrung so real darstellen, dass der User geistig an andere Orte transportiert werden kann, ohne sich tatsächlich dorthin begeben zu müssen. Für den POS birgt diese Technologie die Chance, Kunden das gewünschte Produkt erleben zu lassen. Individualisierung ist dabei ebenfalls ein wichtiges Stichwort, denn dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Ein passendes Beispiel liefert die Kette Saturn am Alexanderplatz in Berlin mit einem Pilotprojekt. Die Küchenplanung erfolgt dort mit VR-Brille: per Controller können die Kunden das Küchenmodell und auch verschiedene Komponenten wie Farbe und elektrische Küchengeräte über das virtuelle Menü in Echtzeit auswählen. So können sich Interessenten in ihrer Wunschküche umschauen, sie begehen und aus jedem Winkel betrachten, während sie sie zusammenstellen. Neben den vielen praktischen Vorteilen des VR-Showrooms profitiert der Handel auch hier von einer erhöhten Stopping-Power und Aufenthaltsdauer am POS, da innovative Technologien, die noch nicht selbstverständlich für die Shopper sind, Neugierde wecken.

So wird der normale Gang ins Ladengeschäft mit all den haptischen Erfahrungen am POS mit den flexiblen Vorteilen des Onlineshoppings verbunden. Doch im Gegensatz zum Onlineshopping kann der Einkauf mit Beratern vor Ort abgerundet werden. Ein außergewöhnliches Einkaufserlebnis, das dem Kunden im Gedächtnis bleibt.

Ab jetzt auch Lebensmittel digital?

Aber auch die LEH und FMCG-Shoppingwelt könnte VR in Zukunft umkrempeln: Virtuelle Verkaufsflächen und digitales Produkttesten werden dem Kunden auch im Internet ein bestmögliches Einkaufserlebnis bescheren. Ein Beispiel: Die britische Supermarktkette Tesco ist bereits dabei, ein VR-Supermarkt-Konzept zu testen. Die Idee dahinter? Ein virtueller Shopping-Store, in dem Kunden von zu Hause aus shoppen können.
Hier öffnet sich ein neues Universum für Marketingexperten mit Leidenschaft. VR-Shops bieten einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Konkurrenten: Anstatt den nächsten POS zu besuchen oder suchen zu müssen, kann der Kunde von überall per VR-Brille auf das volle Sortiment zugreifen, ohne auf Informationen verzichten zu müssen. Das bringt Vorteile für Supermärkte aber auch die Marke selbst. Was jetzt noch wirkt wie ein virtueller Rundgang durch einen handelsüblichen Supermarkt wird sich in den nächsten Jahren sicherlich zu einer nicht zu vernachlässigenden Erweiterung des stationären Handels entwickeln.

 

Blick in die Zukunft: reale Chance?

Viele Ideen, viele Chancen. Doch sind die Menschen wirklich schon bereit für die digitale Realität am POS? Und was läuft bisher noch nicht so gut? Vor allem in der Anfangsphase ist das Erstellen eines solchen Konzepts sehr personalintensiv. Instruktion, technischer Support sowie Sicherheit müssen bedacht und gewährleistet sein. Und auch danach wäre der Verkauf davon abhängig, ob Technik und Software einwandfrei funktionieren. Außerdem werden extrem hohe Ansprüche an die Grafik gestellt, da man dem Kunden nicht das Gefühl geben will, er befinde sich in einem antiquierten Videospiel.

Dem Shoppenden wird außerdem einiges abverlangt: Weniger Technikaffine trauen sich die Bedienung möglicherweise nicht zu. Kunden stellen hohe Ansprüche an die Benutzerfreundlichkeit. Wichtig ist also, dass man durch eine gut geplante POS-Strategie Interesse weckt und möglicher Abschreckung zuvorkommt.

Ein weiterer Knackpunkt ist die Sinneswelt. Denn diese kann VR (noch) nicht imitieren. Bei dem zuvor genannten IKEA Beispiel kann man zwar eine Couch im eigenen Wohnzimmer sehen, doch sich daraufsetzen, sie fühlen und riechen, das funktioniert leider nicht. Doch genau hier gehen die Zukunftsaussichten von AR und VR-Aktionen weiter. Um möglichst realistische Erlebnisse zu kreieren, sind also sicher auch Verbindungen mit bewährten Methoden, wie etwa Duftmarketing, für kreative Konzepte gefragt. Eine Umfrage von Elaboratum New Commerce Consulting bestätigt die Chancen von VR und AR: 54% der 1.000 Befragten gaben an, sich ein Produkt mit Hilfe einer VR-Brille besser vorstellen zu können während 52% sogar Händler bevorzugen würden, wenn er mit VR arbeitet. Alles in allem bringen virtuelle Realitäten innovative Möglichkeiten, die Customer Experience noch individueller und spektakulärer zu gestalten.