OMR Festival 2019: Das sind die Key Learnings
- OMR 2019 – Eine ethische Diskussion über Privatsphäre und Datenschutz bestimmt die Konferenz
- Sieben Todsünden helfen Unternehmen zu mehr Relevanz und Sichtbarkeit bei Kunden
- Snackable Content – Der große Trend im Data Driven Content Marketing
Influencer, Snackable Content, Social Brands, Privacy, Deutschlands digitale Innovations- und Infrastruktur sowie alles rund um E-Commerce. Diese und noch viele weitere Themen wurden auf dem OMR Festival 2019 am 07. und 08.05. in Hamburg heiß diskutiert. Während in den Mainstream Medien groß und breit vor allem über die Aussagen von Verena Bahlsen gestritten wird, widmen wir uns lieber anderen Themen. Was sind die Key Learnings, die Marketer vom OMR Festival 2019 mitnehmen sollten?
Privatsphäre in Zeiten von Artificial Intelligence
Die Sicherheit persönlicher Daten ist ein heißes Eisen im digitalen Marketing. Machine Learning ermöglicht es Unternehmen, riesige Datenmengen zu verarbeiten. Man kann nicht leugnen, dass die Marketingwelt durch Data Science grundlegend verändert wurde. Aber mit der Macht der Unternehmen wächst (gezwungenermaßen) auch die Verantwortung. Das ist auch der allgemeine Tenor des diesjährigen OMR Festivals.
Keynote Speaker Yuval Noah Harari (isrealischer Historiker und großer Denker des digitalen Zeitalters) gibt wichtige Denkanstöße zu Themen wie Human Hacking oder vollkommener Überwachung durch totalitäre Regimes. Eine KI, die von persönlichem Verhalten auf geistige Zustände schließt kann helfen, aber für viele Menschen auch zur Gefahr werden. Systeme, die frühzeitig Emotionen erkennen, helfen zukünftig im digitalen Marketing bei Personalisierung, andere Systeme können Krankheiten wie Depressionen erkennen und wichtige Aufgaben in der medizinischen Versorgung übernehmen. Andererseits können diese Systeme auch zur flächendeckenden Überwachung dienen und es Regierungen ermöglichen, unerwünschte Verhaltens- und Lebensweisen zu unterdrücken.
Das Thema betrifft Marketer zwar nicht direkt, mit diesen Szenarien sollte sich allerdings jeder beschäftigen, der künstliche Intelligenzen einsetzen will. Im Hinblick auf aktuelle Datenskandale gehört Hararis Keynote zu den bedeutendsten des OMR Festivals.
Europa als ethisches und digitales Zukunftsmodell
Auf Grund dieser düsteren Aussichten haben viele Speaker über die strengen Datenschutzrichtlinien in der EU, vor allem in Deutschland, diskutiert. Laut Frank Thelen haben wir Deutschen die Angewohnheit, dass wir uns „gegenseitig Zerschießen“. Sein Statement bezieht sich auf die Masse bürokratischer Hürden, die Innovation und Ausbau digitaler Infrastruktur hierzulande erschweren. Diese Stolpersteine, die digitalen Unternehmen und Marketern in den Weg gelegt werden, müssen langfristig abgebaut werden. Das fordert nicht nur Frank Thelen, viele Keynote Speaker schließen sich dieser Forderung an.
Gleichzeitig gilt die DSGVO in der digitalen Welt als Vorbild für Nachhaltigkeit in der Digitalisierung. Sie ist laut Katarina Barley ein weltweiter Leitfaden, an dem sich viele Nationen auch über Europas Grenzen hinaus orientieren. Mit diesem Regelwerk haben Europa und Deutschland, im Vergleich zu den aktuell führenden Technologieländern China und USA, einen großen Vorteil. Mit dem richtigen Framework können wir hier künstliche Intelligenz entwickeln, die auch in 100 Jahren noch relevant ist, weil sie auf ethischen Grundsätzen basiert. Die nicht endenden Datenskandale der GAFA (Google, Apple, Facebook und Amazon) und die daraus resultierende Bewegung, die eine Zerschlagung der Tech-Konzerne fordert, machen Data-Driven Businesslösungen aus Europa für Marketer langfristig attraktiver.
How do we make people care?
Philipp Westermeyer, Gründer der Online Marketing Rockstars gab mittlerweile schon fast traditionell eine Rede zum „state of the german internet“. Spätestens hier wird es nun für jeden Marketer interessant, denn alle aktuellen erfolgsbestimmenden Faktoren sind in dieser Keynote kompakt zusammengefasst. Dieses Jahr ist die Leitfrage: „How do we make people care?“. Die Antworten findet Phillipp Westermeyer in den sieben Todsünden – wo auch sonst?
Der Schlüssel zur erfolgreichen Zielgruppenansprache liegt in Zorn, Begehren, Neid, Stolz, Geiz, Trägheit und Maßlosigkeit. Damit geht es für die Marketingwelt laut Westermeyer back to the roots, denn Marken bedienen damit die ursprünglichen Grundbedürfnisse des Menschen. Der Trend an sich überrascht wenig, denn er entstand aus denselben Gründen, die auch den Hype der disruptiven Innovation hervorgebracht haben. Wie sehr Unternehmen allerdings wirklich profitieren, wenn Marketer sich die Grundzüge der Menschheit zu Herzen nehmen, ist beeindruckend.
Philipp Westermeyer präsentiert in seiner Keynote einige Best Cases, die sich viral in den sozialen Medien verbreiteten und sich internationaler Bekanntheit erfreuen. Wer sich jetzt fragt, wie eine FMCG-Marke in den sozialen Medien den gleichen Hype generieren kann wie eine Lifestyle Modemarke, der sollte sich unbedingt die Keynote anschauen.
Snackable Content – ein Trend für jede Zielgruppe
Ein weiteres großes Thema auf dem OMR Festival ist das Geschäft mit den Sprüchen. Auf ausnahmslos allen Social Media Plattformen sind Bilder mit kurzen Sprüchen, zu denen eine breite Masse an Menschen einen emotionalen Bezug aufbauen können, Best Performer. Damit gehört Snackable Content zu den bekanntesten und beliebtesten Arten des Data Driven Content Marketing.
Kein Wunder also, dass die beliebteste deutsche Love Brand auf Facebook genau solchen Content produziert. Das Unternehmen Visual Statements ist bekannt für relatable Content, weshalb die Geschäftsführerin Kerstin Schiefelbein das überaus erfolgreiche Geschäftsmodell auf dem OMR Festival vorstellt.
Die Grundlage des Erfolgs ist die Analyse von Daten vergangener Posts und viralen Trends in den sozialen Medien. Interessant ist, dass laut Kerstin Schiefelbein kein Targeting betrieben wird, eine monatliche Reichweite in zweistelliger Millionenhöhe wird also rein organisch erreicht. Das muss man erst mal schaffen. Neben datenbasierten Trends kommt es außerdem auf folgende Eigenschaften an: Content muss zu Interaktionen anregen, authentisch und transferable sein sowie einem einheitlichen Designkonzept folgen.
Dabei ist Visual Statements nicht das einzige Erfolgskonzept mit Snackable Content, die Seite Wisst ihr noch? ist ebenfalls eine der beliebtesten deutschen Facebook Seiten. Der Fokus liegt hier auf nostalgischen Erinnerungen verpackt in Snackable Content. Die beiden Köpfe hinter der Seite, Thomas Weigel und Martin Schottstädt, erklären auf dem OMR Festival ihr Konzept im Interview mit WuV.
Achtung, Dauerwerbesendung! Das OMR Festival als Marketing-Event
Speaker auf Kongressen, Messen oder Festivals nutzen ihre Zeit auf der Bühne als effizientes Marketing-Tool. Wo sonst findet man eine Audience die so proaktiv ist, sich für das Thema interessiert und auch tatsächlich den eigenen Content konsumiert und wertschätzt?
Wenn man sich als FMCG Marke auf einem Festival präsentieren will, hat man es etwas schwerer, die Kunden tatsächlich zu erreichen. Wer das OMR Festival allerdings verfolgt hat, konnte sich vor gut inszenierter Produktplatzierung nicht schützen. Marken wie Red Bull oder Jägermeister waren bei fast jedem Speaker auf der großen Bühne platziert und offensichtlich ins Bild gerückt. Der wahre Star der Produktplatzierung war jedoch Melitta.
Die bekannte Marke für Kaffee hatte mehrere Stände auf dem Festival und versorgte mit mobilem Coffee to go alle Festivalbesucher. Produktsampling at its finest.
Das OMR Festival hat unglaublich viel zu bieten
Zu behaupten, das OMR Festival 2019 könne man in wenigen Sätzen zusammenfassen, wäre eine Lüge. Jeder Speaker auf dem Event ist ein bedeutender Denker auf seinem Gebiet, weshalb sich jeder digitale Marketer die Vorträge, Interviews und Diskussionen des OMR Festivals zumindest auf YouTube ansehen sollte. Eine interessantere Möglichkeit, im Digital Marketing up to date zu sein gibt es derzeit wahrscheinlich nicht.